Tag 4 Auf den Spuren des Vietcongs 26.09.2014

Es ging heute raus aus der Stadt Richtung Norden nach Chu Ci. Dieser Ort ist bekannt für das Tunnelsystem, das der Vietcong in den 60ern und 70ern des letzten Jahrhunderts errichtete. Gebucht hatten wir die Tour am Vortag. Diese war so günstig, dass Christof schon witzelte, wann wir denn den obligatorischen „Handcraft-Workshop“ besuchen werden.
Siehe da, nach einer Stunde Fahrt bog der Fahrer von der Straße ab und nahm Kurs auf eine große Halle, in der alles Mögliche an Kunsthandwerk hergestellt wurde. Wir kauften diesmal nix und nutzten die Pause für einen Mangoshake. Wie letztes Jahr erwecken wir auch auf dieser Reise den Eindruck einer armen Backpackerfamilie. Man ließ uns in Ruhe 😉
Bei den Tunneln angekommen gab es erst einen kurzen Film (man beachte die Größe des Bildschirms) über die Geschichte der Anlage und eine kurze Erklärung wer der Vietcong war. Deren Darstellung war ganz anders als Christof sie aus „Rambo“ kannte 😉
Liselotte hörte aufmerksam zu und wunderte sich wohin all die Leute verschwanden. Das mußte der Papa ihr genauer erklären und vorführen…
Anscheinend war der durchschnittliche Vietnamese damals ein wenig weniger breit um die Schultern als mein Großer 😉 Ganz ins Loch konnte er nicht verschwinden, da mußte dann halt die Mama ran…
Deckel zu. Ein sehr beklemmendes Gefühl in kompletter Dunkelheit in einem engen Loch zu sitzen. Ich öffnete die Lucke und wurde sofort von einer sehr besorgten Lotte begrüßt.
Apropos Lotte… Ein junges Mädchen um die Zwanzig fragte uns dort, ob unser Kind Liselotte hieße. Es stellte sich raus, dass sie den selben – ganz gleich geschrieben – Vornamen hat.
Dies war natürlich ein Foto wert. Liselotte aus Antwerpen und unsere Kleine zusammen in Vietnam. Sie erzählte uns, dass Liselotte ein recht häufiger Namen in Belgien sei und dass man – egal in welcher Sprache – immer Probleme mit der Aussprache verursachte.
Das angebotene Schießen mit dem MG-16 ließen wir aus und folgten unserem Guide zu einem noch erhaltenen Tunnelabschnitt. Da es dort richtig eng wurde und wir nicht wußten, ob es nicht noch enger werden würde, entschlossen wir uns mit Lilo wieder umzukehren. Da ich aber meinen Lieblingsösterreicher kenne, wußte ich, dass er es für immer bereuen würde diese hundert Meter nicht entlanggekrochen zu sein (und mich würde er nötigen deswegen wieder hier hin zu kommen) Ich nahm ihm alle Taschen ab, sodass er – so schlank wie möglich – einmal Vietcong spielen durfte. (Oder „Tunnelratte“ – die Bezeichnnung für die Einheit, die die Tunnelsysteme aufspürte)
Zum Abschluss dieser Tour gabs noch Tee und eine Frucht, die wir nicht kannten, der Lotte aber herrlich schmeckte.
Da wir uns mit dem Vietnamkrieg nicht so genau auskannten, wussten wir nicht recht, wer denn der Gute und wer der Böse war. (sofern es dies in einem Krieg überhaupt gibt) Wir fragten uns auch, ob es denn richtig wäre, eine eigentlich traurige Stätte, die zur Touristenattraktion geworden war überhaupt zu besuchen. Mein Mann sah das eher locker. Er hatte bei einem Besuch in Ausschwitz ganz andere Szenen erlebt (lustiges Posing in der Gaskammer, vor dem Galgenbaum…) . Und schon saßen wir im Fotoshooting auf dem Panzer.
Es war unser letzter Tag in HCMC, daher recherchierte ich unsere Weiterfahrt. Da wir mit Hanoi schon eine Großstadt in Vietnam kannten, konnten wir uns ein genaueres Urteil über Saigon erlauben. Es ist eine recht moderne Stadt mit vielen Spuren aus der Vergangenheit. Die typisch asiatische Lebensweise, die wir aus Hanoi kannten, gibt es hier zwar noch, wird aber immer mehr an den Rand gedrängt. Es war sehr schön einen Eindruck von der Stadt gewonnen zu haben. Wir sind aber auch nicht böse, wenn es morgen weitergeht.
Nach dem, zur Routine gewordenen Spielplatzbesuch, mussten wir noch einmal die gigantische Masse an Mopeds bestaunen. Man beachte das Kindertranssportsystem auf vietnamesische. Natürlich TÜV geprüft 😉
Zu unserer Freude hatte Lilo ihren Appetit wiedergefunden. Sie hat die letzten Tag relativ wenig gegessen. Dies kannten wir vom letzten Jahr und beunruhigte uns deshalb nicht. Nachdem sich der Schlafrythmus schon von Anfang an angepasst hatte, folgten nun die Essgewohnheiten.
Nach dem Essen gönnten wir uns einen Mangoshake an einem der zahlreichen Ständen.
Hallo ihr Drei – sehr schöne Bilder und vor allem eine sehr gutes Reisetagebuch 👍👍