Tag 6 Sa Dec – Der Liebhaber 28.09.2014
Wir warfen heute morgen nochmal einen Blick auf den Mekong, bevor wir uns in Richtung Bushaltestelle aufmachten. Der „Tourist-Agent“, der uns am Vorabend die ganze Zeit für seine Touren geworben hatte, wartete schon auf uns und wollte uns unbedingt zum Bus geleiten. Ich war mir nicht ganz sicher, weshalb er so erpicht drauf war uns behilflich sein zu dürfen.
Wir fuhren also mit dem Taxi zum „Busbahnhof“ wo der nette Touri-Agent schon wieder auf uns wartete. Wäre es die allererste Fahrt mit einem Lokalbus in Vietnam für uns gewesen, hätten wir sicher ein paar Zweifel gehabt. Die Haltestelle war eigentlich nicht ersichtlich. Busfahren funktioniert nämlich so: man wartetet neben der Straße, bis der passende Bus auftaucht. Dann springt einer raus, der Preis wird verhandelt und los gehts. Da kam dann der behilfliche Vietnamese wieder ins Spiel. Wir wollten den Preis für die Busfahrt wissen. Er nannte uns den Betrag und ich hörte nur so was Ähnliches wie: „der hot jo an huscha“. Mein Mann hatte am Vorabend ein bißchen die Preise recherchiert und war nicht bereit ein Vielfaches zu zahlen, nur weil man ein Tourist ist. Eine Fahrt kostet so um die 80.000 VND + unser großes Gepäck würde dann so um die 200.000 VND kosten. Schlägt man noch etwas drauf, weil man kein Einheimischer ist, dann wären 250.000 auch noch OK. Er wollte gleich 500.000 VND. Die Freundlichkeit meines Mannes ist in solchen Situationen relativ schnell erschöpft, das verstand anscheinend auch der Tourist-Agent. Er fuhr beleidigt weg und wir verhandelten mit einem anderen einen neuen Preis. Man nahm uns für einen adäquaten Preis mit 😉
Die Busfahrt stellte sich als genauso abenteuerlich raus, wie wir es von unserem letzten Vietnamurlaub vor drei Jahren kannten. Die Plätze waren voll besetzt – teilweise auch doppelt – und das Gepäck stapelte sich in den freien Zwischenräumen. Man achte darauf, wo unser Buggy seinen Platz gefunden hatte 😉 (Wer findet den Buggy?)
Nach gut zwei Stunden Fahrt erreichten wir unser heutiges Ziel Sa Dec. Ich wollte schon immer an diesen Ort, da ich ihn aus dem Film „Der Liebhaber“ kannte. Den Originalschauplatz des Filmes konnte man besichtigen, dort wollte ich hin.
Wir fanden schnell ein „nettes“ Hotel – Sozialismuscharme überall – und konnten bald unsere Stadtbesichtigung beginnen. Sehr auffallend war, dass wir dauernd angelächelt wurden. Es stellte sich aber schnell raus, das dies eher unserer kleinen Lotte galt.
Sie musste heute etliche Male als Fotomodell herhalten. Die Leute waren total lieb zu ihr und sie bekam Obst und ein Eis geschenkt. Wir mussten manchmal auch leicht aufpassen, dass es nicht zuviel des Guten wurde…
Auch im Haus „des Liebhabers“ fand sie schnell eine Anhängerschaft. Es brauchte sogar einige Überredungskunst, dass sie mit uns wieder nach Hause ging 😉
In Sa Dec selbst gab es sonst kaum noch Sehenswürdigkeiten. Einige Kolonialbauten, die sich mit 70er-Jahre Häuser vermischt hatten konnten wir bewundern. Natürlich fanden wir auch den ein oder anderen Tempel in dieser gut 100.000 Einwohner-Stadt.
In diesem Tempel kam es zu einer netten Begebenheit. Ein Junge kam auf uns zu, der uns ansprach. Da unser Vietnamesich eher rudimentär ist verstanden wir natürlich gar nix. Er deutete immer wieder auf den Tempel und bekreuzigte sich dann. Wir wussten nicht was er von uns wollte. Etwas später – wir hatten unser Nachmittagskäffchen gerade getrunken – stießen wir auf eine Kirche. Wir schauten rein, es saß nur eine Person drin, es war der Junge aus dem Tempel, der uns freudestrahlend zuwinkte.
Den restlichen Nachmittag spazierten wir durch das Städtchen und wurden immer wieder angewunken (bzw. nur die Lilo).
Sa Dec ist zwar nur ca. 200 Kilometer von Ho Chi Minh City entfernt, aber wir sahen hier absolut keine Touristen. Bis auf einen älteren Herrn im Kaffeehaus sprach auch niemand einen ganzen Satz Englisch. Auch Speisekarten auf Englisch sucht man hier lange 😉
Dies war aber nicht weiter schlimm, da wir mit Zeigen und mit Händen und Füßen uns verständlich machen konnten. Das wichtigste Wort ist ohnehin in jeder Sprache gleich… Coffee 😉